8. Runde - Pavels Bericht mit Partienfolge:
Wie erwartet ist Bavaria gegen uns in der bestmöglichen Aufstellung angetreten, nur an 2 Brettern haben wir andere Spieler erwartet.
Als Erster beendete Andreas seine Partie. Mit Schwarz kam es von einem Läuferspiel zu einer Italienischer Partie. Andreas kannte sich aus und entwickelte seine Figuren entsprechend
der Empfehlungen der Weltelite. Mit dem schönen Springerschwung von c6 über e7 auf g6 hatte er versucht die Initiative am Königsflügel zu übernehmen. Der Gegner reagierte aber
korrekt und blockierte das Zentrum. In einer komplizierten Stellung wurden danach Züge wiederholt und das Remis vereinbart. In der kurzen Analyse nach der Partie zeigte sich, daß es ohne
großes Risiko nicht möglich war, einen Angriff zu starten. Gutes Schwarzremis. 0,5:0,5.
Kurz danach wurde auch das Remis in der Partie von Günther gegeben. Günther mit Schwarz spielte gegen einen Mix aus Colle-Aufbau und Katalan. Er besaß mehr Felder am Damenflügel und entwickelte sich dort
prinzipell mit Damenabtausch auf b6 und Gegenspiel auf der halboffene a-Linie. Das Zentrum wurde geschlossen, der Gegner hatte das Läuferpaar, die Stellung war ausgeglichen.
Das Remis war akzeptabel und mit Schwarz ein gutes Ergebnis. 1:1.
Als nächster gewann ich meine Partie. Der Gegner hat mich überrascht, als er Skandinavisch wiederholt hatte, das er in unserer Partie vor 7 Jahren schmerzhaft verlor. Diesmal schlug er aber Dxd5
und spielte klassisch. Ich wählte die Variante mit langer Rochade und versuchte den Entwicklungsvorsprung ausnutzen. Mein Gegner reagierte zuerst richtig, später dann hätte er in einer taktischen Abwicklung
die Oberhand übernehmen oder in ein etwas schlechteres Endspiel übergehen können. Beide Möglichkeiten hat er aber nicht gesehen, wählte die dritte und bekam eine passive Stellung.
Ich baute meine Bauernphalanx am Königsflügel weiter aus und drohte schon forciert eine Quali zu gewinnen. Dies versuchte der Gegner taktisch zu lösen und gab dabei seine Dame gegen 2 Türme.
Sein König war aber offen und die Figuren hatten kein Zusammenspiel, sodaß seine Stellung sehr schnell zusammenbrach. 2:1.
Weiter remisierte Martin. Mit Schwarz folgte er unserer Anweisung mit Pirc. Gegen den Jugendspieler brachte er am Brett eine ungewöhnliche Stellung zustande, in der er mit seiner Dame sehr riskant manövrierte.
Sie war für den Gegner auch das Angriffsziel, als er sie fangen wollte. Dabei opferte er 2 Bauern, was aber taktisch nicht korrekt war. Martin hat diese Versuche abgewehrt und tauschte die Damen sogar ab.
In der entstandenen Stellung war das Material entscheidend, Martin spielte aber nicht prinzipiell weiter. Er gab einen Bauern zurück, seine Figuren und der König waren aber leider unter Druck.
Die gegnerische Zeit war dafür knapp geworden, es hat aber nicht gereicht, um Martins Figuren zu koordinieren. Kurz nach der Zeitnot konnte sich der Gegner durch Dauerschach retten (allerdings hatte er
auch kurzzeitig ein Mattnetz gestrickt, doch mit Sekunden auf der Uhr nicht durchgesetzt).
Im Nachhinein ist das Schwarzremis korrekt, doch während des Kampfes waren wir nicht so glücklich, da die Gewinnfortsetzung mehrmals am Brett war. 2;5:1,5.
Insbesondere, weil von den restlichen 4 Partien nur Oliver besser stand und als einziger auf Gewinn spielen konnte. Wir waren zu diesem Zeitpunkt nicht auf der Siegestraße. Am Ende sollte es aber anders kommen.
Mujo am letzten Brett mit Schwarz spielte einen Sizilianer, ähnlich dem Sweshnikow-Aufbau. Er vermischte die Varianten und geriet in eine schlechtere Stellung. Der gegnerische Sd5 hat zusammen mit dem Lg5
die schwachen schwarzen Felder schön im Visier gehabt. Das geplante Gegenspiel von Mujo am Damenflügel blieb nur theoretisch. Der Gegner spielte weiter auf Angriff, ließ zuerst seinen König im Zentrum und startete
den Angriff am Königsflügel. Mujo manövrierte unglücklich, verlor viele Tempi und mußte später die Quali geben. Die Zeitnot wurde erreicht, der Gegner war offenbar mit seiner Leistung zufrieden und schloß für sich die Partie ab.
Doch nicht Mujo, er kämpfte weiter. Die Schachgöttin Caissa hat ihm dabei sehr geholfen, als der Gegner die Stellung komplett überzog und in Remis ausweichen mußte. 3:2.
Zu dem Zeitpunkt hat Nikolaj auch ums Überleben gekämpft. Er bekam es, wie erwartet, mit der Caro-Kann Verteidigung zu tun. Er wählte eine etwas ruhigere positionelle Variante mit geschlossenen Zentrum.
Er rochierte schnell kurz, was sein Gegner typisch mit dem Bauernangriff ausnutzte. Mujo spielte weiter sehr kreativ und erreichte eine vielversprechende Stellung durch einen Gegenangriff am Damenflügel.
Der Kontrahent konnte diesen noch abwehren, um nicht strategisch überspielt worden zu sein. Später hat Nikolaj leider in den unübersichtlichen taktischen Komplikationen Material verloren.
Es entstand ein Endpiel ohne Quali, mit gewissen Chancen einen Freibauern am Königsflügel zu bauen. Nikolaj gab in der Partie alles, opferte noch einen Springer, sodaß er zeitweise einen ganzen Turm weniger hatte.
Der Gegner orientierte sich aber besser, gab eine Quali zurück, kassierte die restlichen Bauern von Nikolaj und siegte, 3:3.
Eine Partie, die für mich schwer abzuschätzen ist, doch der Endstand war für uns nicht gut.
An diesem Punkt hatte aber Christian schon seinen klinischen Tod überlebt. Mit Weiß wurde er in der modernen Verteidigung offensichtlich überrascht. Er entwickelte seine Figuren nicht optimal und mußte den
d4 Zentralbauern abgegeben.
Er bekam eine Kompensation durch schwache Felder im gegnerischen Lager. Beide Seiten entwickelten sich weiter und Christian mußte langsam nachweisen, daß seine Kompensation genügte. Es gelang ihm nur teilweise.
Er gewann zwar den Bauern zurück, tauschte dabei aber die Damen ab, dafür bekamen die schwarzen Figuren bessere Koordination. Christian verlor später wieder einen Bauern und kämpfte erneut um Ausgleich.
Weitere Figuren wurden abgetauscht und es kam zum Turmendspiel mit Minusbauern. Doch Christians Turm war viel aktiver als der seines Kontrahenten. Der Gegner schätzte die Stellung schlecht ab und verlor sich in der Stellung.
Christian ist das Unmögliche gelungen, gewann den Bauern zurück und stand sogar auf Gewinn. Die lange Partie hat ihn aber zuviel Kraft gekostet und er wählte nicht die richtige Fortsetzung, wonach sich der Gegner
noch retten konnte. 3,5:3,5 in einer schweren Partie für Christian.
Als Letzter machte Oliver unseren Sieg doch noch perfekt. Mit Weiß spielte er gegen Französisch. Meiner Ansicht nach hat er sich nicht richtig entwickelt, weil der Gegner schnell die Initiative am Damenflügel übernahm.
Zu unserem Glück schloß der Gegner aber das Zentrum strategisch falsch mit c4? ab, statt weiter gegen d4 zu drücken, sodaß Oliver Zeit für eine Umgruppierung bekam und sein Gegenspiel am Königsflügel starten konnte.
Der Gegner reagierte taktisch falsch und hat sich für eine scheinbar gute Fortsetzung entschieden. Die Abwicklung war aber besser für Oliver. Es wurden die Damen abgetauscht und Oliver gewann einen Bauern am Königsflügel.
Die Zeitnot wurde erreicht, Oliver spielte sehr sicher weiter. Ich habe eine lange Partie erwartet, aber Oliver setzte den Mehrbauern zusammen mit der besseren Figurenkoordination ziemlich schnell durch.
Eine schöne Leistung von unseres Jugendmeisters. 4,5:3,5.
Ein knapper und glücklicher Sieg, aber letztendlich verdient. Mujo stand auf Verlust, dafür hatte Martin den Sieg verpasst. Christian stand schlechter. Speziell Mujo und Christian haben durch ihre kämpferische Leistung
die entscheidenden halben Punkte gebracht. Eine etwas unglückliche Leistung von Nikolaj. Sichere Leistung von Andreas und Günther. Gute Siege von Oliver und Pavel. Wir haben einen Podestplatz ziemlich sicher.
Laßt uns die Saison noch mit einem weiteren richtigen Erfolgserlebnis beenden.
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